Erdbeeren im Winter

10. Februar 2020/Konsum

Jeder hat im Supermarkt schon einmal die prallen, herrlich-roten Erdbeeren, schön abgepackt in optisch ansprechenden Kartonschalen gesehen. Sie schmecken nicht nur nach Sommer, sie machen auch Vorfreude auf die warme Jahreszeit. Und deshalb werden auch im Winter diese Beeren angepriesen, schließlich gibt es ja genug Leute, die sie kaufen. Aber was steckt dahinter? Sind Wintererdbeeren ökologisch vertretbar?

Wann haben Erdbeeren Saison?

„Na, dann, wenn sie im Laden stehen!“ „Erdbeeren haben das ganze Jahr Saison, sonst würde man sie ja nicht immer im Laden kaufen können!“ Diese Aussagen reflektieren die Geistesgegenwart vieler EinkäuferInnen. Meist weiß man es wirklich nicht besser und geht davon aus, dass Erbeeren zumindest aus überregionaler Produktion stammen.

In Wirklichkeit hat die Erdbeere in Österreich nur von Mai bis August Saison. Und obwohl es im Mai auch schon Erdbeeren geben kann, gibt es die meisten erst ab Juni, da hat die Erdbeere nämlich Hochsaison.

Ja, wenn sie nicht aus Österreich kommen, woher dann?

Zur Saison können Erdbeeren aus österreichischer Anbauung stammen. Insgesamt ist aber jede zweite Erdbeere im Laden importiert. In der Zeit, wo sie im Laden angeboten werden, aber noch keine Saison haben, kann man aber fast von einem der folgenden Importländer ausgehen:

  • Spanien
  • Italien
  • Deutschland (aus unökonomischen, künstlichen Gewächshäusern)
  • Marokko
  • Ägypten

Die meisten Erdbeeren kommen aus Spanien, speziell im Jänner sind Angebote aus Ägypten aber nicht untypisch.

Diese Erbeeren kommen aber aus Österreich- steht auf der Verpackung

Auch hier ist man oftmals einem Schwindel ausgesetzt. Hierzu habe ich eine tolle Reportage auf Youtube gefunden:

SWR, „Deutsche“ Erdbeeren

Festgestellt werden konnte dieser Handelsbetrug durch eine Isotopenanalyse. Das bedeutet, dass man aufgrund der speziellen chemischen Zusammensetzung einer Substanz beispielsweise auf das Herkunftsland schließen kann. In diesem Fall konnte bewiesen werden, dass ausgewiesene „deutsche“ Erdbeeren sicher nicht aus Deutschland kommen.

Soll heißen, auch bei einer ausgewiesenen regionalen Herkunft von Erdbeeren kann man sich als KonsumentIn nicht mehr sicher sein, dass die Angaben auf dem Schild stimmen.

Dann kauf ich halt nur mehr Bio-Erdbeeren

Auch diese Ansicht stimmt nicht! Importierte Bio-Erdbeeren haben in zweierlei Hinsicht genau die selben fatale Folgen für die Umwelt wie nicht Bio-Import-Erdbeeren. Erstens hat die Erdbeerpflanze an sich einen sehr hohen Wasserverbrauch. Wenn nun die Erdbeeren aus Spanien kommen, wo Wasser eh schon knapp ist, dann wird oft das Grundwasser angezapft. Dies hat wiederum die Folge, dass der Grundwasserspiegel absinkt und trockene Gebiete noch weiter austrocknen. Zweitens muss auch eine Bio-Erdbeere, wenn sie importiert wird, weite Wege auf sich nehmen. Eine Erdbeere kann mitunter 2800 km weit transportiert werden, bevor sie in den Laden findet. Der einzige Vorteil einer Bio-Erdbeere ist, dass keine umweltschädlichen Pflanzenschutzmittel in den Boden und das Grundwasser gelangen. Das heißt nicht, dass es egal ist, ob man Bio-Produkte kauft oder nicht, ganz im Gegenteil! Aber dem Klima ist es ziemlich egal, ob die Erdbeeren im Winter aus Spanien biologisch angebaut sind oder nicht.

Apropos Klima- Wie schaut es aus mit Co2?

Hier der Vergleich des Co2-Fußabdrucks von je 1 kg Erdbeeren:

saisonale Erdbeeren aus der Region

0,3 kg Co2

frühe Erdbeeren aus Spanien

0,65 kg Co2

Wintererdbeeren (Spanien, Ägypten)

11,68 kg Co2

Wie man hier sehen kann, benötigt eine Wintererdbeere 49 mal so viel Co2 wie eine Erdbeere, die man während der Saison kauft. Wenn man sich das mal vor Augen hält, überlegt man es sich zweimal, ob diese süße Versuchung es wert ist oder nicht.

Was ist dann die Alternative?

Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten:

Im Winter keine Erdbeeren kaufen. Dieser direkte Verzicht mag sich zwar hart anhören, doch lässt sich auch leicht begründen. Die Wintererdbeere hat so viele negative Auswirkungen auf die Umwelt, schmeckt meist mehr nach Wasser als nach Erdbeere und zerstört sogar die Zukunft von Erdbeeren in den Exportländern wie Spanien, Ägypten oder Marokko. Deshalb ist diese Entbehrung es definitiv wert.

Andererseits kann man die so geliebten Erdbeeren im Winter auch gegen andere schmackhafte Obssorten tauschen, wenn man auf seinen Vitaminhaushalt im Winter achten möchte. Dafür kann man natürlich nicht jedes Obst heranziehen. Nein, saisonal, regional, und Bio solls sein! Mit diesen Kriterien finden sich zwei Stück Obst, die man auch im Winter genießen kann.

  • Apfel: Obwohl der Apfel nur von August bis November Saison hat, ist er aufgrund seiner exzellenten Lagerfähigkeit auch noch bis Mai hin durchwegs verfügbar.
  • Birne: Die Birne ist dem Apfel sehr ähnlich. Bei uns hat sie von August bis Oktober Saison, doch kann bis zum Dezember oder Jänner noch gelagert werden und so saisonal, regional und Bio bezogen werden.
Äpfel und Birnen sind tolles Winterobst!

Quellen:

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